01
/
01
/
Marcel Köhler

Googles AI Overview: Auswirkungen auf Traffic, Sichtbarkeit und SEO

Ein neuer, starker Mitspieler mischt die Google-Suchergebnisse auf: Mit den sogenannten AI Overviews (Übersicht mit KI) zeigt Google Nutzern jetzt direkt Antworten – und das verändert grundlegend, wie Informationen gefunden werden und wie viel Besuch Webseiten noch erhalten.

Google präsentiert nun bei vielen Suchanfragen oberhalb der klassischen blauen Links einen KI-generierten Antwortblock, der Inhalte aus verschiedenen Quellen zusammenfasst. Für die Nutzer mag das bequem sein, doch für Betreiber von Websites stellt dies eine neue Herausforderung dar.

In diesem Beitrag schauen wir uns genau an, was es mit den AI Overviews auf sich hat, wie sie funktionieren und warum sie das Klickverhalten verändern. Außerdem klären wir, welche Arten von Inhalten besonders betroffen sind, welche ersten Erkenntnisse es zur Click-Through-Rate (CTR) und Sichtbarkeit gibt, wie man analysieren kann, ob die eigene Seite betroffen ist, und welche Strategien künftig helfen können.

Was sind Googles AI Overviews und wie funktionieren sie?

AI Overviews sind KI-generierte Zusammenfassungen, die Google bei bestimmten Suchanfragen direkt in den Suchergebnissen anzeigt​. Man kann sie sich als erweiterten Snippet vorstellen, der mithilfe von generativer künstlicher Intelligenz aus mehreren Quellen einen kompakten Überblick erstellt.

Google greift dabei auf ein Large Language Model (LLM) zurück – intern z.B. Gemini genannt – in Kombination mit dem üblichen Suchindex, um eine kuratierte Antwort zu formulieren​. Diese Antwort erscheint oberhalb der gewohnten Liste an Webseiten-Ergebnissen und enthält meist auch ein paar weiterführende Links, die als Quellen dienen​. Ziel aus Googles Sicht ist es, komplexe Fragen schneller zu beantworten, indem Informationen aus dem Web aggregiert und in einen leicht verständlichen Absatz gegossen werden​.

Beispiel einer „Übersicht mit KI“ in der Google-Suche auf dem Smartphone​. Google beantwortet hier eine How-to-Frage direkt per KI-Zusammenfassung (rechts), anstatt nur eine Linkliste mit Ratgeber-Websites anzuzeigen.

Google Search wird zur Antwortmaschine: Die Technik hinter AI Overviews

Diese KI-Überblicke kommen vor allem bei Suchanfragen zum Einsatz, bei denen Googles Systeme „der Ansicht sind, dass eine generative Antwort besonders hilfreich sein könnte“​. Laut Google erscheinen AI Overviews insbesondere bei komplexen oder informationsorientierten Fragen, die Informationen aus mehreren Quellen erfordern​ – klassischerweise W-Fragen wie „Was ist…“, „Wie macht man…“ etc.

Technisch basiert das Feature auf Mustern, die das KI-Modell aus Trainingsdaten gelernt hat, und erstellt daraus in Echtzeit einen neuen Antworttext​.

Wichtig: Der Nutzer muss aktuell (noch) in sein Google-Konto eingeloggt und über 18 Jahre alt sein, um die KI-Antworten zu Gesicht zu bekommen​. Google hatte AI Overviews zunächst als Experiment (Search Labs) in den USA gestartet und rollt es seit Ende 2024/Anfang 2025 weltweit aus – seit März 2025 ist die Funktion unter dem Namen „Übersicht mit KI“ auch im deutschsprachigen Raum verfügbar​.

Warum werden klassische organische Suchtreffer durch AI Overviews weniger sichtbar?

Wenn Google eine KI-Zusammenfassung anzeigt, rücken die traditionellen Suchergebnisse zwangsläufig nach unten. Auf dem Desktop kann ein AI Overview-Block mehr als 1700 Pixel Höhe einnehmen​ – genug, um die Top-3-Ergebnisse weit aus dem direkt sichtbaren Bereich zu verdrängen.

Eine Analyse zeigte, dass organische Ergebnisse durch AI Overviews um über 140% der Seitenlänge nach unten verschoben werden. Anders ausgedrückt: Nutzer müssen deutlich weiter scrollen, um die gewohnten Links zu sehen.

KI statt Klick: Googles „Übersicht mit KI“ stellt das Suchverhalten auf den Kopf

Hinzu kommt, dass die KI-Antwort dem Suchenden bereits viel von dem liefert, was er wissen wollte. Google selbst formuliert das Ziel so: Nutzer sollen Informationen bekommen, „ohne sich durch mehrere Websites klicken zu müssen“​.

Praktisch bedeutet das: Wo die KI eine Frage direkt beantwortet, bleibt oft der Klick auf ein Suchergebnis aus​. Viele Suchende fühlen sich ausreichend informiert, nachdem sie die KI-Zusammenfassung gelesen haben – die klassischen blauen Links darunter geraten ins Hintertreffen.

Diese Entwicklung knüpft an das Phänomen der „Zero-Click Searches“ an, wird durch die generative KI aber nochmals verstärkt. Kurzum, die organischen Ergebnisse erhalten weniger Aufmerksamkeit und fallen buchstäblich „unter den Screen-Rand“, was ihre Sichtbarkeit und die Klickrate deutlich schmälert.

Welche Arten von Inhalten sind besonders betroffen?

Nicht alle Themen und Suchanfragen sind gleichermaßen von den KI-Überblicken betroffen. Der Effekt zeigt sich vor allem bei informativen, ratgebenden und allgemeinen Wissens-Themen – also überall dort, wo Google mit ein paar Sätzen eine zufriedenstellende Antwort liefern kann.

Eine aktuelle Studie ergab etwa, dass insbesondere Suchanfragen, die mit „Was“, „Wann“, „Wo“ oder „Wie“ beginnen, unter KI-Einblendungen leiden: Für die Top-4-Ergebnisse solcher Info-Anfragen ging die kombinierte Klickrate um über 7 Prozentpunkte zurück, nachdem AI Overviews eingeführt wurden​. Es sind genau diese W-Fragen, bei denen Googles generative KI besonders häufig zum Einsatz kommt.

DIY, Food, Travel – wie Google Nischenblogs das Wasser abgräbt

Besonders hart trifft es laut einem Bloomberg-Bericht viele Nischen-Websites und Blogs in Bereichen wie Reisen, Kochen oder Heimwerken (DIY)​. Gerade kleinere Reiseblogs, Food-Blogs mit Rezepten oder DIY-Ratgeberseiten verzeichnen massive Traffic-Einbußen, seit Google vermehrt KI-Antworten für deren Themen ausspielt.

Ein Beispiel: Die Kategorie Reisen soll in den USA den größten Einbruch erlitten haben – zeitgleich mit dem Ausrollen neuer KI-Funktionen für Reisesuchen​. Rezept-Websites sehen sich ähnlichen Problemen gegenüber, wenn Google dem Nutzer z.B. die Zubereitungsschritte direkt in der Suche präsentiert, ohne dass dieser noch auf den originären Rezeptartikel klicken muss.

Googles KI-Suche sorgt für massiven Reichweitenverlust bei Webseiten
Googles KI-Suche sorgt für massiven Reichweitenverlust bei Webseiten

Nicht für alles eine Antwort: Wann Googles KI-Suche zurückhaltend bleibt

Andererseits gibt es Inhalte, bei denen AI Overviews seltener oder vorsichtiger erscheinen. Komplexe Fachthemen, medizinische oder finanzielle Fragen (Stichwort YMYL – Your Money Your Life) werden von Google tendenziell zurückhaltender automatisiert beantwortet, da hier die Ansprüche an Korrektheit besonders hoch sind. Auch kommerzielle Suchen – also Suchanfragen mit Kaufabsicht oder konkrete Produkt-Recherchen – sind Stand heute weniger von KI-Überblicken betroffen​.

Google nutzt die KI vorrangig für Info- und Navigationsfragen; bei Keywords weiter unten im Funnel (z.B. Produktvergleiche, „bester Anbieter für…“) erscheinen nach wie vor häufiger die klassischen Ergebnisse oder Shopping-Integrationen.

Für solche Suchanfragen greifen Nutzerinnen und Nutzer also eher weiterhin auf die angezeigten Webseiten zurück. Insgesamt gilt: Je leichter sich eine Frage mit allgemeinem Wissen beantworten lässt, desto eher „klaut“ Google den Klick, indem es die Antwort selbst zusammenfasst.

Erste Erkenntnisse: Einfluss auf Klickrate (CTR) und Sichtbarkeit

Die Einführung der AI Overviews spiegelt sich bereits deutlich in den Leistungsdaten vieler Websites wider. Eine aktuelle Untersuchung von Advanced Web Ranking zeigte, dass AI Overviews Ende 2024 bereits in rund 42,5% aller Suchergebnisse auftauchten – ein Anstieg um 8,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal​. Parallel dazu sanken die Klickraten vor allem bei informationalen Suchen spürbar.

Wie oben erwähnt, verloren die Top-Ergebnisse bei typischen Frage-Suchen innerhalb eines Quartals zusammengenommen über 7 Prozentpunkte an Klickrate​. Das heißt, selbst wenn eine Seite ihre Position halten konnte, klickten deutlich weniger Leute darauf, wenn nun eine KI-Antwort darüber stand.

Einige Websites berichten von dramatischen Traffic-Verlusten

So schildert die Betreiberin eines DIY-Blogs, dass ihr Traffic um über 70% eingebrochen ist, seit ihre Inhalte häufig in Googles AI-Snapshots auftauchen – der Klick auf die Website bleibe aus und damit auch sämtliche Einnahmen daraus​.

Von der Suche zur Antwort: Was AI Overviews für Publisher bedeuten

Allerdings variiert der Effekt je nach Branche und Art der Suche erheblich. In manchen Themenfeldern scheint die Nutzerinteraktion sogar gestiegen zu sein. Eine Analyse fand z.B. heraus, dass Websites aus dem Bereich Recht & Politik trotz (oder vielleicht dank) KI-Übersichten leicht an CTR gewinnen konnten, während Wissenschafts-Websites im selben Zeitraum einen deutlichen CTR-Rückgang verzeichneten.

Im Shopping-Umfeld gab es während der Weihnachtszeit zwar viel mehr Suchen, doch selbst hier sanken die Klickraten der Top-Seiten um ca. 1–2 Prozentpunkte​. Unterm Strich zeigen alle Daten jedoch eines: Platz 1 zu sein garantiert nicht mehr den Traffic von früher​. Die organischen Klickzahlen hängen nun stark von zusätzlichen SERP-Features ab – allen voran davon, ob ein AI Overview angezeigt wird, das den Bedarf des Nutzers bereits deckt.

Googles KI-Versprechen und die Realität für Publisher

Google selbst betont in öffentlichen Statements die positiven Aspekte der Neuerung. In einem Blogpost behauptet das Unternehmen, Nutzer seien mit KI-Antworten zufriedener und würden sogar eine größere Vielfalt an Websites besuchen, um Antworten auf komplexe Fragen zu erhalten​. Auch würde die Suche insgesamt häufiger genutzt. Diese Aussagen klingen erst einmal widersprüchlich zu den Erfahrungen vieler Publisher.

Möglicherweise profitieren vor allem umfangreiche, vielschichtige Recherchen davon, während einfache Informationsbedürfnisse nun vermehrt ohne einen Klick abgedeckt werden. Fakt ist: Die Gesamtzahl der aus Suchanfragen generierten Website-Besuche geht durch AI Overviews zurück – und Webseitenbetreiber müssen ihre Erwartungen an Traffic und Sichtbarkeit entsprechend anpassen.

Ist meine Website betroffen? – So analysierst du den Einfluss der KI-Suche

Für Website-Betreiber und SEOs stellt sich nun die Frage: Bin ich von diesem Trend schon betroffen und in welchem Ausmaß? Leider macht es Google den Betreibern nicht leicht, das herauszufinden, denn eine transparente Kennzeichnung von KI-Treffern in den eigenen Leistungsdaten fehlt bislang​.

Aktuell werden Klicks und Impressionen, die über die AI Overviews zustande kommen, in der Google Search Console einfach zu den normalen Suchergebnissen hinzugezählt​.

Man kann also nicht direkt in Search Console filtern, welche Zugriffe von einer KI-Übersicht herrühren – entsprechende Tracking-Features sind bisher nur für die USA in Tests und selbst dort unvollständig​. Dennoch gibt es einige Ansätze, um Indizien für einen KI-Einfluss zu erkennen:

CTR-Trends beobachten: Ein Warnsignal ist, wenn die Klickrate (CTR) für bestimmte Keywords oder Seiten plötzlich abfällt, ohne dass die Ranking-Position sich verschlechtert hat. Beispielsweise rankt deine Seite weiterhin auf Platz 1 oder 2, erhält aber deutlich weniger Klicks als zuvor. Das kann darauf hindeuten, dass über den regulären Treffern nun ein KI-Snippet eingeblendet wird und viele Nutzer gar nicht mehr zu deinem Eintrag vordringen. Vergleiche deine Search-Console-Daten über die letzten Monate: Fälle von stabilen Impressionen aber sinkenden Klicks bei Info-Keywords sind verdächtig.

Manuelle Stichproben: Aktiviere – sofern verfügbar – die KI-gestützte Suche (Übersicht mit KI) in deinem Google-Konto und führe selbst ein paar deiner wichtigsten Suchanfragen durch. Erscheint oberhalb der Ergebnisse ein farbig hinterlegter KI-Block? Wenn ja, schau nach, ob deine Website als eine der verlinkten Quellen dort auftaucht oder ob zumindest sinngemäß deine Inhalte wiedergegeben werden. Falls deine Seite dort nicht erscheint, du aber normalerweise für diese Anfrage in den Top-Positionen rangierst, bedeutet das, dass Google womöglich andere Quellen bevorzugt und du an Sichtbarkeit einbüßt. Erscheint deine Seite innerhalb der KI-Übersicht als Zitat, kann das zwar die Markenpräsenz erhöhen, führt aber erfahrungsgemäß seltener zu Klicks als ein reguläres Ergebnis – überprüfe also, ob die Zugriffe auf diesen Seiten trotz Sichtbarkeit im KI-Feld zurückgehen.

Ranking vs. Traffic vergleichen: Tools zur Ranking-Überwachung können hilfreich sein, um „Anomalien“ aufzudecken. Wenn ein Keyword laut Ranking-Tool konstant auf Position 1 steht, aber dein Analytics einen Traffic-Rückgang für die Landingpage zeigt, lohnt sich ein genauer Blick. Möglicherweise ist vor dem organischen Ergebnis ein KI-Überblick erschienen, den das Ranking-Tool nicht als solchen ausweist. Ein Tipp aus der SEO-Community ist, zusätzlich den „Pixel-Depth“ bzw. die Scrolltiefe zu berücksichtigen – sprich, wie weit ein Nutzer scrollen muss, bis er deinen Link sieht​. Je weiter unten dein Treffer nach dem KI-Block liegt, desto geringer die Chancen, dass er gesehen wird.

Branchen- und Wettbewerbsvergleich: Tausche dich mit anderen in deiner Branche aus oder verfolge Studien, die spezifische Kategorien betrachten. Wie oben erwähnt, können die Auswirkungen je nach Themengebiet sehr unterschiedlich sein. Wenn du etwa im Gesundheitsbereich tätig bist, könnte Google (noch) weniger aggressive KI-Antworten einsetzen als in Reise oder Tech. Solche Informationen helfen einzuschätzen, ob du bereits jetzt handeln musst oder welche deiner Inhalte am meisten gefährdet sind.

Kurz gesagt: Eine direkte Messung „Deine Seite wurde durch KI-Ergebnisse verdrängt“ gibt es (noch) nicht. Daher muss man indirekt analysieren, z.B. via CTR-Drops, Sichtprüfungen der Suchergebnisse und detailliertes Monitoring der Leistung von Info-Seiten. Die Erkenntnisse daraus bilden die Grundlage, um die eigene Strategie anzupassen.

Strategien und Inhalte, die künftig besser funktionieren könnten

Auch wenn die Lage zunächst frustrierend wirkt – es gibt Wege, sich im Zeitalter der KI-Suche zu behaupten. Hier ein paar Ansätze, wie Content-Ersteller:innen, Unternehmen und SEOs auf die Veränderungen reagieren können:

#1 Auf hochwertige, einzigartige Inhalte mit Mehrwert setzen

Inhalte, die über das bloße Beantworten einfacher Fragen hinausgehen, werden weiterhin gefragt sein. Google’s KI mag definitorische oder Schritt-für-Schritt-Fragen beantworten können, aber tiefergehende Analysen, persönliche Erfahrungen, Meinungen und Spezialwissen lassen sich schwer in wenigen Sätzen zusammenfassen. Setze also auf Content, der Charakter hat – z.B. durch Anekdoten, Fallstudien, eigene Forschungsergebnisse oder klare Handlungsanweisungen.

Solche Elemente unterstreichen auch deine Experience und Expertise (man denke an E-E-A-T) und können dich als Quelle für KI-Antworten attraktiver machen. Wenn deine Seite beispielsweise einen Erfahrungsbericht enthält („Aus erster Hand: So lief unser Experiment…“) oder aktuelle Studien zitiert, erhöht das die Chance, dass die KI genau diese Details aufgreift oder Nutzer motiviert werden, doch auf deine Seite zu klicken, um mehr zu erfahren.

#2 Nutzerintention ganzheitlich bedienen („Next-Step“-Bedürfnisse antizipieren)

Überlege dir beim Erstellen von Inhalten, welche Fragen sich dem Nutzer nach der ersten Antwort stellen. Ein AI Overview liefert oft nur einen Einstieg oder Überblick. Wenn deine Seite jedoch weiterführende Informationen bietet – z.B. ein umfangreicher Guide, der nicht nur „Was ist X?“ beantwortet, sondern auch „Wie geht es weiter, wenn ich X verstanden habe?“, „Worauf muss ich noch achten?“ usw. –, dann lieferst du einen Mehrwert, den die KI so nicht liefern kann.

Ein Beispiel: Ein Blogartikel zu „Was ist Cold Brew?“ könnte zusätzlich erklären, wie man Cold Brew selbst herstellt, welche Varianten es gibt, Tipps zur Zubereitung usw. Solche Inhalte bedienen die nächsten Fragen der Nutzer​. Wenn der KI-Überblick nur die Grundfrage beantwortet hat, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass interessierte Leser für Details auf deine Seite kommen. Mache deine Inhalte also so umfassend und nutzerorientiert wie nötig, ohne an Prägnanz zu verlieren.

#3 Strukturiere und markiere deine Inhalte technisch sauber

Ein oftmals unterschätzter Faktor ist die technische Optimierung. Strukturierte Daten (Schema.org) helfen Google enorm, Inhalte einzuordnen. Durch Markup wie Recipe, HowTo, FAQ oder Article gibst du der Suchmaschine Anhaltspunkte, was auf deiner Seite zu finden ist​. In einem Beispiel zitierte Googles KI eine Rezeptseite (NYT Cooking) und zeigte Zubereitungsschritte direkt an – diese Seite nutzt Recipe-Markup, was Google das Auffinden der relevanten Infos erleichtert hat​.

Zwar ist kein Markup eine Garantie, in der KI-Antwort aufzutauchen, doch es erhöht die Chancen, da strukturierte Daten wie ein direkter Draht zu Googles Systemen wirken. Gleiches gilt für eine klare Seitenstruktur und saubere Überschriftenhierarchie: Je besser Google den Aufbau und Kontext deiner Inhalte versteht, desto wahrscheinlicher wird er korrekt (und vielleicht prominent) wiedergegeben. Technische SEO-Basics – von Sitemap bis Pagespeed – sollte man natürlich ebenso im Griff haben; Google selbst betont, dass nach wie vor die üblichen Search Essentials gelten.

#4 Inhalte für höhere Funnel-Stufen und Conversion fokussieren

Wie bereits erwähnt, sind transaktionale und kommerzielle Suchen weniger durch AI Overviews betroffen​. Für Unternehmen könnte es sich lohnen, Content-Marketing-Strategien entsprechend zu justieren. Informationsangebote im frühen Stadium der Customer Journey (reine Wissensvermittlung) verlieren an organischer Sichtbarkeit, während Inhalte, die näher am Produkt oder Service sind, stabiler bleiben.

Das heißt nicht, dass man keine Ratgeber mehr schreiben sollte – aber man sollte genau beobachten, welche davon noch Besucher bringen und welche hauptsächlich von der KI „vernascht“ werden. Vielleicht lässt sich der Fokus mehr auf Vergleichsseiten, Anwendungsbeispiele, Success Stories, Produktbeschreibungen oder Tool-gestützte Inhalte legen, die ein Nutzer typischerweise besucht, wenn er schon eine gewisse Kauf- oder Handlungsabsicht hat. Solche Seiten haben den Vorteil, dass derjenige, der tatsächlich klickt, ein höheres Interesse und Potential mitbringt – was sich positiv auf Conversions auswirken kann. Einige Unternehmen berichten sogar, dass zwar der Traffic sank, aber die Qualität der Leads bzw. Umsätze stieg. Weniger Neugier-Klicks, mehr qualifizierte Besucher kann ein verkraftbarer Trade-off sein, solange die Kern-Zielgruppe erreicht wird.

#5 Präsenz in der KI-Übersicht gewinnen

Wenn du es schaffst, mit deiner Seite trotz KI-Antwort sichtbar zu bleiben, ist viel gewonnen. Analysen zeigen, dass ein großer Teil der Seiten, die in AI Overviews zitiert werden, ohnehin in den Top-10 der organischen Ergebnisse rangieren​. Klassische SEO-Arbeit – qualitativ hochwertiger Content, Autorität in deinem Themenbereich aufbauen (Backlinks, Erwähnungen), Nutzerzufriedenheit – bleibt also Grundlage, um überhaupt als Quelle in Frage zu kommen.

Es gibt Hinweise, dass Google in vielen Fällen erst die generative Antwort formuliert und dann passende Quellen dazu einblendet​. Doch selbst dann wirst du bevorzugt berücksichtigt, wenn deine Inhalte relevant, korrekt und im Web anerkannt sind. Weiterhin „für die Nutzer schreiben“ und Mehrwert bieten, bleibt die Devise, nur eben mit dem Bewusstsein, dass die Abrufart sich ändert. Verfolge zudem Googles Richtlinien: Falls du überhaupt nicht möchtest, dass deine Inhalte in KI-Antworten auftauchen, könntest du theoretisch via robots-Meta-Tags oder data-nosnippet bestimmten Content vom Crawling/Auszug ausschließen​ – das wird aber in den seltensten Fällen wünschenswert sein, denn sichtbar (auch ohne Klick) ist meist besser als gar nicht präsent.

#6 Alternative Traffic-Quellen stärken

Zuletzt – auch wenn es über SEO hinausgeht – lohnt der Hinweis, die eigene Unabhängigkeit von Google zu erhöhen. Die aktuelle Entwicklung zeigt, wie schnell sich der Spieß umdrehen kann. Wer kann, sollte vermehrt in direkte Besucherströme investieren: Stammleser binden (Newsletter, Social Media, Community), Markenbekanntheit steigern, vielleicht sogar andere Suchmaschinen oder Plattformen erschließen. So federt man Verluste durch Googles Änderungen besser ab. Dieser Punkt sprengt zwar das Thema dieses Beitrags, gehört aber strategisch ins große Ganze.

SEO im KI-Zeitalter – klaren Kopf bewahren und anpassen

Googles AI Overviews sind zweifellos ein einschneidender Wandel für die Suchlandschaft. Für Nutzer mag es auf den ersten Blick ein Segen sein, sofort Antworten zu erhalten. Für viele Website-Betreiber und Content-Ersteller fühlt es sich allerdings so an, als würde Google sich an ihren Inhalten bedienen und die früher selbstverständlichen Besucher „wegfangen“.

Die organische Sichtbarkeit klassischer Suchtreffer nimmt ab, insbesondere bei einfachen Info-Anfragen – und mit ihr strömen weniger Klicks auf die Websites. Erste Daten und Berichte zeichnen ein klares Bild: Die Klickrate sinkt, der Traffic mancher Seiten bricht ein​.

Dennoch ist nicht alles verloren

SEO und Content-Strategie müssen sich an die neue Realität anpassen. Es gilt herauszufinden, wo man unverzichtbaren Mehrwert bieten kann, der über eine generische KI-Antwort hinausgeht. Wer seine Inhalte qualitativ hochwertig, nutzerorientiert und technisch optimiert hält, hat gute Chancen, weiterhin sichtbar zu bleiben – sei es als zitierte Quelle im AI Overview oder als Anlaufstelle für tiefergehende Informationen.

Gleichzeitig lohnt es sich, den eigenen Content-Mix zu diversifizieren und sich nicht allein auf rein informative Suchanfragen zu verlassen, die Google zunehmend selbst beantwortet.

Am Ende darf man nicht vergessen: Google verfolgt mit den AI Overviews das Ziel, die Nutzer bei der Stange zu halten und die Konkurrenz (etwa ChatGPT & Bing) auszustechen​. Für uns als Webmaster, Blogger und Unternehmen bedeutet das, dass wir kreativ und flexibel bleiben müssen. SEO war schon immer ein sich wandelndes Spielfeld – jetzt kommt eben eine Portion KI mit ins Spiel.

Panik ist nicht angebracht, wohl aber Wachsamkeit und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Nutzerverhalten und Google’s Strategie langfristig entwickeln. Klar ist aber schon jetzt: Wir stehen an einem Wendepunkt, und wer Klartext redet und die richtigen Schlüsse zieht, kann auch im KI-Zeitalter erfolgreich sichtbar bleiben.

▷ Mehr spannende Stories aus der Digitalwirtschaft in meinem Blog.

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Google Blog: Einführung der generativen KI in der Suche
    https://blog.google/products/search/generative-ai-search-overview
    (Offizieller Beitrag von Google über die Funktionsweise und Zielsetzung der AI Overviews)
  2. Google Search Central: Search Essentials & Dokumentation
    https://developers.google.com/search/docs
    (Technische Guidelines, Strukturierte Daten & SEO-Grundlagen)
  3. Advanced Web Ranking – SERP Features Report (Q4/2024)
    https://www.advancedwebranking.com/
    (Analyse zur Häufigkeit und Auswirkung von AI Overviews in den Suchergebnissen)
  4. Bloomberg: Google AI Answers Crush Web Traffic
    https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-12-15
    (Report über Traffic-Verluste bei Blogs in Reise, Food & DIY durch generative KI)