Schon die Anfahrt zu diesem Drehort war ein kleines Abenteuer für sich: Mit einem 60-PS-Mietwagen schrauben wir uns im zweiten Gang die engen Serpentinen hinauf. Die Straße windet sich durch Olivenhaine, vorbei an Steinmauern und kleinen Weilern.
Unter uns funkelt das Ionische Meer in der Mittagssonne, und mit jeder Kurve steigt unsere Vorfreude. Als großer Fans von Der Pate haben ich diesen Moment auf unserer Sizilien-Tour lange herbeigesehnt. Jetzt geht es endlich hinauf in das Dorf, in dem Michael Corleone Apollonia kennenlernte – nach Savoca.
Savoca: Ein Film-Dorf wie aus der Zeit gefallen
Oben angekommen, begrüßt uns Savoca mit einer fast magischen Stille. Kopfsteinpflaster, alte Palazzi, kleine Plätze und der Duft von Zitronen – wir fühlen uns sofort wie in eine andere Zeit versetzt.

Es ist kein Wunder, dass Regisseur Francis Ford Coppola Anfang der 1970er Jahre diesen Ort auswählte, um das fiktive Corleone darzustellen. Das echte Corleone war ihm zu modern, Savoca dagegen – charmant verwittert, ruhig und abseits der Touristenpfade – die perfekte Kulisse.
Bar Vitelli – Legende mit Patina
Und dann stehen wir tatsächlich vor ihr: Bar Vitelli, berühmt geworden durch eine der Schlüsselszenen in Der Pate. Genau hier bat Michael Corleone Apollonias Vater um die Erlaubnis, sie kennenlernen und später heiraten zu dürfen. Die Bar liegt am zentralen Platz von Savoca – im Erdgeschoss des historischen Palazzo Trimarchi.

Von außen wirkt sie unspektakulär – doch spätestens das Itala Pilsen-Schild über der von Weinlaub überrankten Terrasse verrät Kennern sofort: Hier wurde Filmgeschichte geschrieben.
Unter dem Blätterdach der Bar Vitelli

Wir setzen uns an einen der Holztische unter dem grünen Blätterdach. Es ist heiß, aber der Platz liegt angenehm im Schatten. Kaum haben wir Platz genommen, fühlt es sich an, als würde gleich Don Tommasino um die Ecke biegen.

Auf diesem Stuhl saß Michael Corleone
Genau an dieser Stelle wurde die Szene gedreht, in der Michael Corleone (begleitet von zwei Männern zur seiner Sicherheit im Exil) mit Apollonias Vater spricht. Obwohl die Handlung in Corleone spielt, fand der Dreh hier in Savoca statt – eine Entscheidung, die aus heutiger Sicht goldrichtig war. Der Charme dieses Ortes ist ungebrochen.
Wir können es kaum glauben, tatsächlich hier zu sein. Auf einmal wirkt der Film ganz nah – greifbar, echt, fast lebendig. Und wir sind mittendrin.
Ein Blick ins Innere: Filmgeschichte zum Anfassen
Wir betreten die Bar – und sind sofort begeistert. Der Innenraum ist schlicht, aber voller Charakter: alte Fliesen, ein dunkler Holztresen, dicke Steinwände. Nichts wirkt gekünstelt oder renoviert. Es fühlt sich an, als wäre seit dem Dreh kaum etwas verändert worden.

An den Wänden hängen Fotos vom Set, Portraits von Al Pacino und Francis Ford Coppola, Szenenbilder, Aufnahmen mit Dorfbewohnern. In einer Ecke entdecken wir eine alte Lupara – die klassische sizilianische Schrotflinte – dekorativ und ein wenig morbide. Es ist weniger ein Museum als ein echtes Wohnzimmer der Filmgeschichte. Alles wirkt ehrlich, gewachsen, charmant altmodisch.
Übrigens – ein Muss für alle Der Pate-Fans: Das opulente Familienalbum (erhältlich bei Amazon) vereint über 300 ikonische Aufnahmen von Steve Schapiro, der exklusiven Zugang zu den Dreharbeiten der legendären Trilogie hatte. Die 40th Anniversary Edition bietet intime Einblicke hinter die Kulissen.

Granita & Legenden: Was man hier probieren muss
Wieder draußen auf der Terrasse bestellen wir, worüber wir im Vorfeld viel gelesen hatten: die berühmte Granita al limone mit Zuccarate. Und was sollen wir sagen – sie ist göttlich. Eiskalt, herrlich zitronig, mit genau der richtigen Mischung aus Süße und Säure. Die Zuccarate – längliche Kekse zum Eintunken – machen das Erlebnis perfekt.
Wer mag, kann auch einen Schuss Zibibbo, einen süßen Dessertwein, über die Granita geben lassen. Eine Kombination, die angeblich auch Coppola selbst während der Dreharbeiten liebte.


Filmfans, Reisende, Genießer: Wer hierherkommt
Während wir unser Essen genießen, beobachten wir die anderen Gäste. Es sind nicht nur Filmfans hier – auch Tagesausflügler aus Taormina, Radfahrer, Paare, Reisegruppen. Alle scheinen ein bisschen ehrfürchtig, fast andächtig. Kein Gedränge, kein Lärm – einfach eine entspannte Atmosphäre. Die Bar hat ihren eigenen Takt, ihren Stil – ab und zu läuft aber natürlich auch mal die bekannte Filmmusik über die Lautsprecher. Das lässt man sich nicht nehmen.

Ein Ort mit Seele
Nach zwei Stunden in der Bar Vitelli treten wir satt, beseelt und tief beeindruckt wieder hinaus in die sizilianische Sonne. Für uns als Fans war der Besuch eine Herzensangelegenheit – und er hat alle Erwartungen übertroffen.
Doch auch abseits der Filmgeschichte ist Savoca ein Ort voller Charme. Die Mischung aus echter Gastfreundschaft, unverfälschtem Dorfleben und cineastischem Glanz macht die Bar Vitelli zu einem ganz besonderen Reiseziel.

Ob ihr den Film kennt oder nicht – hier findet jeder ein Stück italienischer Seele. Und wenn der Wind leise durchs Laub weht, kann man fast glauben, Don Corleone würde im Schatten des Palazzo Trimarchi seinen Kaffee trinken.
Praktische Tipps für euren Besuch
- Öffnungszeiten: Die Bar hat saisonal geöffnet (meist Frühjahr bis Herbst). Im Winter bleibt sie geschlossen.
- Parken: Am Ortseingang oder in den Seitenstraßen. Savoca erkundet man am besten zu Fuß – es geht auf und ab, also feste Schuhe einpacken.
- Highlight: Oberhalb der Bar liegt die Kirche San Nicolò – dort wurde im Film Michaels und Apollonias Hochzeit gedreht. Der Aufstieg lohnt sich!
- Nicht vergessen: Kamera einpacken – der Tisch unter dem Itala-Pilsen-Schild ist ein Muss für jedes Fan-Foto.
Zieladresse für das Navigationssystem:
Die folgende Adresse kannst du direkt ins Navigationssystem oder in eine Karten-App wie Google Maps oder Apple Karten eingeben:
- Bar Vitelli
Piazza Fossia 7
98038 Savoca (ME), Sizilien, Italien
Die Strecke von Taormina nach Savoca beträgt etwa 21 Kilometer und lässt sich mit dem Auto in rund 24 Minuten zurücklegen – abhängig vom Verkehr. Die Fahrt führt durch eine malerische Hügellandschaft Siziliens und bietet unterwegs beeindruckende Ausblicke auf das Meer, Olivenhaine und traditionelle Bergdörfer.
Übrigens: Auf Sizilien werden zahlreiche Touren zu den berühmten Drehorten von Der Pate angeboten – meist unter dem Namen „Godfather-Tour“. Im Fokus stehen dabei vor allem die idyllischen Dörfer Savoca und Forza d’Agrò in der Nähe von Taormina. Allerdings sind diese geführten Touren selten unter 100 Euro pro Person zu bekommen – deshalb haben wir uns entschieden, die Route auf eigene Faust zu erkunden.
▷ Mehr spannende Orte und Geschichten entdecken in meinem Blog.
Quellen und Verweise:
- Yufreepress – Drehorte von „Der Pate“ in Sizilien
https://yufreepress.org/de/der-pate-drehorte-in-sizilien/
Ein schöner Überblick über die wichtigsten Film-Locations mit Hintergrundinfos. - Google Maps – Route Taormina nach Savoca
https://www.google.com/maps/dir/Taormina/Savoca
Zeigt die genaue Strecke, Fahrtzeit und alternative Routen.